Omega-3 wirkungslos? Update & Statement zur aktuellen Debatte
Omega‐3 fatty acids for the primary and secondary prevention of cardiovascular disease. – Abdelhamid et al. (2018)
Hintergrund
Über die Wirkung und Sinnhaftigkeit einer Supplementierung von Omega-3 wird immer wieder diskutiert. Nun griffen einige Medien und Institutionen eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2018 auf, die Omega-3 die meisten positiven Effekte in Bezug auf die kardiovaskuläre Gesundheit abspricht. Wir haben uns diese Studie genauer angesehen und stellen hier kurz unseren Standpunkt zur Thematik dar.
Material & Methoden
Ergebnisse
Kurzzusammenfassung
Im Großen und ganzen ist die Kernaussage des Reviews, dass anhand der analysierten Studien kein positiver Effekt durch die Zufuhr von Omega-3 auf das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen angenommen werden kann. Auch die Wahrscheinlichkeit an solchen Erkrankungen zu versterben, wird anhand der analysierten Daten nicht von der Omega-3-Zufuhr beeinflusst.
Die Dosierung der Omega-3 Fettsäuren (EPA & DHA) lag zwischen 0,5g/Tag bis >5g/Tag:
- 17 RCTs hatten eine Omega3-Dosis < 1 g/d
- 26 eine Dosis von 1 bis < 2 g/d
- 11 von 2 bis < 3 g/d
- 16 RCT betrafen eine Dosis von 3g oder mehr
- 1 gab ihre Dosis nicht eindeutig an
Diskussion
Bei 2/3 der ausgewählten Studien war die Dosierung mit <2g/Tag sehr gering, um eine mögliche Wirkung zu erzielen. Zusätzlich ist nicht bekannt, wie sich die Teilnehmer vor und während der Studien genau ernährten. Wenn sich eine Person beispielsweise über Jahre hinweg ungesund (in diesem Fall hohe Aufnahme an gesättigten Fetten und Cholesterin) ernährt hat und diese Ernährungsweise neben der Substitution von Omega-3 Kapseln beibehält, ist fraglich, in welchem Verhältnis diese Fettsäuremuster stehen. Denn gesättigte Fettsäuren und Cholesterin begünstigen bei bestehendem Übergewicht, Bluthochdruck und/oder Bewegungsmangel die Entstehung einer Arteriosklerose. Somit sei erwähnenswert, dass es eine unrealistische Erwartung ist, von einer (zum Teil geringen) Dosierung von Omega-3 Fettsäuren lebensverlängernde Maßnahmen zu erwarten, wenn jahrelang nicht auf den Lebensstil (Ernährung, Bewegung, Gewicht etc.) geachtet wurde.
Was sagen andere Studien?
In einem Journal für Arteriosklerose und Thrombose wurde 2020 eine Studie publiziert, in welcher die Autor:innen die verschiedenen, groß angelegten klinischen Studien in Bezug auf Omega-3 Fettsäuren und kardiovaskuläre Wirkung kritisierten. Wie bereits bekannt, sind die Ergebnisse dieser Studien nicht immer konsistent. Den Grund dafür, dass eine erhöhte Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren nicht mit einem eindeutigen Ergebnis in Bezug auf die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen einhergeht sehen sie darin, dass die Probanden nicht immer an erhöhten Blutfettwerten leiden und zu geringe Dosen an Omega-3 Fettsäuren verabreicht werden. In diesem Sinne untersuchten die Autor:innen in der „REDUCTE-IT“ Studie, mit welchem Effekt die Zufuhr von 4g/Tag an EPA (eine Fettsäure der Gruppe der Omega-3 Fettsäuren) einhergeht. Es sei zu betonen, dass die Teilnehmer zu Beginn der Studie erhöhte Blutfettwerte aufwiesen und ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen vorlag. Nach der Intervention war das Ergebnis sehr eindeutig: das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse sank durch die Einnahme der Omega-3-Fettsäuren um 25% (1).
Fazit
Es gibt Evidenz, dass Omega-3-Fettsäuren präventiv in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse wirken. Es sind jedoch weitere Studien notwendig, um aufzuzeigen, ab welcher Dosis ein Effekt erkennbar ist. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass höhere Dosierungen von etwa >2g/Tag notwendig sind, um tatsächlich eine Wirkung zu erzielen. Ebenso sind weitere Studien in Bezug auf die Zusammensetzung der Omega-3-Präparate notwendig, um eindeutige Aussagen über beispielsweise ein optimales Verhältnis von EPA und DHA (die zwei wichtigsten Fettsäuren der Omega-3-Gruppe) zugunsten der Wirkung zu formulieren. Zusätzlich ist noch nicht endgültig geklärt, ob es Unterschiede in Bezug auf die Wirkung von pflanzlichen (z.B. Algenöle) und tierischen Präparaten (z.B. Fischölkapseln) gibt.
Quellen
[1] Watanabe et al., „Prevention of Cardiovascular Events
with Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids and the Mechanism Involved“, Journal of Atherosclerosis and Thrombosis 27, Nr. 3, 1. März 2020, https://doi.org/10.5551/jat.50658.
[2] Gioxari et al., „Intake of ω-3 polyunsaturated fatty acids in patients with rheumatoid arthritis: A systematic review and meta-analysis“, Nutrition, 2018 Jan; https://doi/10.1016/j.nut.2017.06.023
[3] Bernasconi, Aldo A., Michelle M. Wiest, Carl J. Lavie, Richard V. Milani, und Jari A. Laukkanen. „Effect of Omega-3 Dosage on Cardiovascular Outcomes: An Updated Meta-Analysis and Meta-Regression of Interventional Trials“. Mayo Clinic Proceedings 96, Nr. 2 (Februar 2021): 304–13. https://doi.org/10.1016/j.mayocp.2020.08.034.