Vegetarisch gegen Adipositas und damit verbundene Krankheiten?
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25 November, 2021 durch
Vegetarisch gegen Adipositas und damit verbundene Krankheiten?
Michael Moschny
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Ist die vegetarische Ernährung die Lösung für Adipositas und damit verbundene Krankheiten?  

Is vegetarianism a solution for obesity and NCDS? A review. – Zelaya et al. (2021) 

Hintergrund

Die westliche Ernährung zeichnet sich neben größerer Mengen Zucker vor allem durch einen hohen Gehalt an tierischen Proteinen und Fetten sowie einem Mangel an Ballaststoffen aus. Besonders die Ballaststoffarmut sowie die hohen Mengen an gesättigten Fettsäuren und hochverarbeiteten Fleischprodukten scheinen einen wesentlichen Anteil an den negativen Effekten der typischen westlichen Ernährung zu haben. Die Vorgabe, sich rein vegetarisch zu ernähren, könnte durch das automatische Wegfallen dieser Lebensmittelgruppen somit positive Auswirkungen auf das Körpergewicht und die Gesundheit haben.

Ergebnisse

In diesem narrativen Review behandelten die Autoren die Fragestellung anhand von 55 Quellen. Dabei wurde das Thema anhand mehrerer Unterpunkte beleuchtet, zu denen die Adhärenz, die Mikronährstoffzufuhr, der Vergleich zwischen tierischem und pflanzlichem Protein sowie die tatsächliche Auswirkung auf diverse ernährungsbedingte Volkskrankheiten, wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauferkrankungen, gehören.

Vegetarische Diäten, Gewichtsverlust & Adhärenz

Die Basis einer jeden Gewichtsreduktion ist die Einhaltung eines Kaloriendefizits. Das allein bringt jedoch nicht unbedingt eine Verbesserung der Ernährungsqualität mit sich. Über die Vorgabe, sich rein vegetarisch zu ernähren, werden jedoch viele problematische Nahrungsmittelgruppen ausgeschlossen, was zu einem Kaloriendefizit und auch zu einer Verbesserung der Ernährungsqualität führen kann. Ein Problem, das im gleichen Schritt jedoch befürchtet wird, ist das Herabsetzen der Adhärenz durch die einschneidenden Veränderungen bezüglich der Lebensmittelauswahl. Dem gegenüber steht jedoch der, bei einer vorwiegend pflanzenbasierten Ernährung, höhere Sättigungsgrad, welcher ein Einhalten der vorgegebenen Kalorienzufuhr erleichtert und somit positiv zur Adhärenz beitragen kann.

Herz-Kreislauferkrankungen

Die vegetarische Ernährung ist tendenziell ärmer an gesättigten Fettsäuren und hat einen deutlich geringeren Anteil an Transfettsäuren, wie sie vor allem in stark verarbeiteten Fleischprodukten vorkommen. Beide Arten von Fettsäuren stehen im dringenden Verdacht, beim Vorhandensein diverser weiterer negativer Einflüsse wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Mangel an Omega-3 Fettsäuren, uvm. das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu erhöhen. Eine vegetarische Ernährung kann zur Verbesserung der Gesundheit des Herz-Kreislaufsystems beitragen, wobei dieser Effekt nicht an der Verteilung der Fettzufuhr festgemacht werden kann. Die Mikronährstoffzufuhr, der Ballaststoffgehalt und eine etwaige Gewichtsabnahme sind starke Einflüsse auf die allgemeine Gesundheit und die des Herz-Kreislaufsystems. 

Diabetes Typ 2

Ähnlich wie bei der Gesundheit des Herz-Kreislaufsystems ist der Grund der Entstehung für Diabetes Typ 2 primär Übergewicht und eine fortlaufend ungesunde Ernährung, meist in Kombination mit Bewegungsmangel. Eine vegetarische Ernährung kann aufgrund der gesteigerten Ernährungsqualität in Form einer höheren Mikronährstoffzufuhr und einem höheren Ballaststoffgehalt zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit betragen und somit auch einen positiven Effekt auf die Therapie von Diabetes Typ 2 mit sich bringen.

Tierisches Protein vs. pflanzliches Protein

Tatsächlich gibt es oft deutliche Unterschiede bei der Aminosäureverteilung zwischen tierischen und pflanzlichen Proteinquellen und demnach Unterschiede in der Qualität bzw. beim Nutzen für den menschlichen Körper. Vor allem bei einer veganen Ernährungsform sollte deshalb auf die Verwendung verschiedener Proteinquellen und auf das Anheben der Proteinzufuhr um 10-20 % geachtet werden, um im Vergleich zur omnivoren Ernährung keine Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Limitierende Aminosäuren wie Leucin, Methionin oder Cystein können auch im Zuge einer veganen Ernährung in ausreichender Menge zugeführt werden, sofern die Proteinquellen sorgfältig ausgewählt werden.

Mikronährstoffe

Grundsätzlich ist eine vegetarische bzw. vermehrt pflanzenbasierte Ernährung reich an Mikronährstoffen. Manche dieser Stoffe können in der in Pflanzen vorliegenden Form vom Menschen jedoch nur schlecht aufgenommen werden oder sind schlicht unterrepräsentiert. Dies gilt primär für Vitamin B12 sowie Eisen. Vor allem bei einer langfristigen vegetarischen bzw. veganen Ernährung sollte auf die ausreichende Versorgung mit diesen Nährstoffen geachtet werden und sowohl die regelmäßige Anfertigung von Blutbildern als auch eine prophylaktische Supplementation angedacht werden.


Vegetarisch gegen Adipositas und damit verbundene Krankheiten?
Michael Moschny 25 November, 2021
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