Fleisch essen - geht das noch klar?
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10 Juli, 2022 durch
Fleisch essen - geht das noch klar?
Michael Moschny
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Fleisch essen - geht das noch klar?

Hintergrund

Jeder von uns, sofern nicht vegan oder vegetarisch, isst in seinem Leben etwa 852 Tiere (1). Weltweit werden deshalb pro Jahr rund 72.000.000.000 (72 Mrd.) Tiere geschlachtet (2). Das ist eine ganze Menge und bringt neben der ethischen Frage, ob es richtig ist Tiere zu essen, noch ganz andere Punkte auf den Tisch. Klimawandel, Flächennutzung und die allgemeine Gesundheit stehen mit dem weltweiten Fleischkonsum in engem Zusammenhang.

Ökologie

Rund 77% der weltweiten Agrarflächen dienen der Tierindustrie. Dies schließt sowohl die Fleischproduktion, als auch die Herstellung von Milchprodukten ein. Würde man den Energie- und Proteinbedarf der gesamten Weltbevölkerung auf pflanzliche Weise decken, so würden wir dafür lediglich 36 % der gesamten aktuellen Agrarfläche benötigen (3).
Anhand des oben angeführten Verhältnisses, ist zu erahnen, dass die Effizienz der Proteinbereitstellung durch Fleisch als äußert mangelhaft einzustufen ist. Nur 4% des gefütterten Proteins landet bei Rindfleisch im Endeffekt auf dem Teller. Bei Schweinefleisch sind es immerhin 8% und bei Geflügel 20% (4). Zusätzlich schlägt auch der Wasserverbrauch der Fleischproduktion mit gut dem 4-fachen der gleichen Menge Hülsenfrüchte zu Buche (5). 

Emissionen & CO2
Ein Maßstab für den Klima-Fußabdruck stellt der Vergleich der produzierten Emissionen dar. Für 100g Protein aus Rindfleisch fallen dabei rund 50 kg CO2 an. Die gleiche Menge Protein aus Erbsen produziert hingegen lediglich 0,44 kg CO2 (6). Dies und andere Faktoren führen dazu, dass die Produktion von Fleisch- und Fischprodukten für rund 75% der Emissionen der gesamten Lebensmittelproduktion verantwortlich sind (7).

Gesundheit

Auch in Sachen Gesundheit sind Fleischprodukte nicht völlig unproblematisch. Dabei ist jedoch stark zwischen verschiedenen Lebensmitteln zu unterscheiden und diverse Begleitfaktoren sind zu beachten. So steht der Konsum von rotem und stark verarbeiteten Fleisch in Zusammenhang mit dem Risiko für Diabetes, Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen typischen Volkserkrankungen. Der sonstige Lebensstil, das Alter und die körperliche Konstitution spielen jedoch eine maßgebliche Rolle. Dennoch sollte allein aus gesundheitlichen Gründen auf den exzessiven Konsum von stark verarbeiteten Fleischprodukten verzichtet werden. 

Nährstoffmangel
Häufig wird als Argument für den Konsum von Fleisch die Gefahr eines Mangels an Vitamin B12 oder Eisen genannt. Tatsächlich stellt aber nur rotes Fleisch bzw. Innereien eine verlässliche fleischliche Quelle für Vitamin B12 dar (8). Allesesser leiden hingegen deutlich öfter an Mangelerscheinungen (z.B. Folsäure) und führen oft zu wenig Ballaststoffe zu, die ebenfalls maßgeblich zur Gesundheit betragen (9).

Ethik

Neben dem offensichtlichen Umstand, dass für den Konsum von Fleisch das Töten eines Tieres notwendig ist, spielen auch unscheinbare Faktoren eine Rolle. Besonders in Südamerika fallen große Fläche Regenwald dem Anbau von Futtermittel und zur Tierhaltung zum Opfer. Die ist zum einen katastrophal für das Klima, da durch die meist eingesetzte Brandrodung riesige Mengen CO2 freigesetzt wird, und unzählige Bäume, die sonst weiterhin CO2 aufgenommen hätten, verloren gehen. Zum anderen werden riesige Flächen an Lebensraum zerstört, der meist die Heimat von stark gefährdeten Arten, wie dem Orang Utan, darstellt (10).

Ebenso führt der Drang nach besonders günstigem Fleisch keines Falls zu einer Verbesserung der Haltungsbedingungen, weshalb nach vor in regelmäßigen Abständen Skandale bei der Tierhaltung ans Tageslicht kommen.

Also kein Fleisch mehr?

Zum Schluss bleibt die Frage der individuellen Verantwortung für den Planeten, weshalb wir an dieser Stelle niemandem eine Entscheidung aufdrängen möchten. Klar ist, dass häufiger Fleischkonsum das Klima und die Umwelt deutlich stärker unter Druck setzen, als es eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise tun würde. Der ethische Aspekt ist dabei nicht nur beim Gedanken an die Haltung und die Schlachtung relevant, sondern auch in Anbetracht der Auswirkungen auf die Umwelt und auf die dort lebenden Tiere. Jedes Gramm Fleisch das weniger produziert wird hilft somit unmittelbar dem Planeten, weshalb wir uns klar für eine Reduktion des Fleischkonsums aussprechen, und für ein möglichst nachhaltiges Konsumverhalten beim Einkauf von tierischen Produkten eintreten.

Quellen

(1) https://www.ble.de/DE/BZL/Daten-Berichte/Fleisch/fleisch_node.html

(2) 
https://ourworldindata.org/meat-production#number-of-animals-slaughtered

(3) https://ourworldindata.org/agricultural-land-by-global-diets

(4) https://ourworldindata.org/grapher/protein-efficiency-of-meat-and-dairy-production

(5) https://www.waterfootprint.org/media/downloads/Mekonnen-Hoekstra-2012-WaterFootprintFarmAnimalProducts.pdf

(6) https://ourworldindata.org/grapher/protein-efficiency-of-meat-and-dairy-production

(7) https://ourworldindata.org/food-ghg-emissions

(8) https://fdc.nal.usda.gov/fdc-app.html#/food-details/170199/nutrients

(9) https://www.dge.de/wissenschaft/ernaehrungsberichte/14-dge-ernaehrungsbericht/

(10) https://www.globalwitness.org/documents/20060/Beef_Banks_and_the_Brazilian_Amazon_EN_-_December_2020_low_res.pdf

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Michael Moschny 10 Juli, 2022
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